"Veronica": Die wahre Geschichte hinter dem "schlimmsten Horrorfilm aller Zeiten" (2024)

6 Min.

Halloween ist der perfekte Tag, um gruselige Filme zu gucken – "Veronica" zum Beispiel, immerhin wird er von einigen Menschen als gruseligster Film aller Zeiten gehandelt. Vor allem, weil die Handlung auf einer wahren Begebenheit beruht.

Seit seinem Erscheinen im August 2017 sorgt der spanische Horrorfilm "Verónica" (gibt esbei Amazon Prime Video)weltweit für trockene Kehlen und eingenässte Bettlaken. Nicht zuletzt, weil die Handlung auf einer wahren Begebenheiten beruhen soll. Das behaupten zwar viele Horrorfilme von sich, doch in diesem Fall ist es leider wirklich wahr. Na dann: Tschüss, Schlaf. War schön mit dir! (Den Trailer gibt‘s übrigens oben.)

Die Handlung des Films von Regisseur Paco Plaza, der den meisten vor allem wegen seiner Arbeit an der "REC"-Filmreihe bekannt sein dürfte, ist recht schnell erklärt. Während einer Sonnenfinsternis entscheiden sich drei Freundinnen, im Keller ihrer Schule eine Séance abzuhalten, um Kontakt zu Verónicas (Sandra Escacena) verstorbenem Vater aufzunehmen. Doch das bisschen Kellerhexerei läuft anders als geplant und Verónica verfällt in eine Trance und verliert anschließend das Bewusstsein. Danach ist nichts mehr, wie es einmal war. Die Teenagerin hat Halluzinationen, fühlt eine Präsenz in ihrer Nähe und fürchtet sich um die Sicherheit ihrer drei Geschwister. Zurecht. Mit Hilfe einer gruseligen blinden Nonne versucht sie, die Verbindung zu dem Geist zu durchbrechen.

So weit, so gruselig. Wenn es darum geht, wie angsteinflößend der Film tatsächlich ist, scheiden sich bei Horror-Fans weltweit die Geister (hihi). Einige hartgesottene Liebhaber kommen an ihre Grenzen, so schreibt ein User auf Twitter: "Ich gucke viele Horrorfilme, aber bei Verónica musste ich zum ersten Mal seit langer Zeit bei der Hälfte eine kurze Pause machen, um mich zu beruhigen." Andere sind enttäuscht vom Hype: "Wie kann das irgendjemand gruselig finden? Ich hab den Film alleine, im Dunkeln, mit nur einer Kerze als Beleuchtung gesehen und mein Herz hat nicht ein einziges Mal schneller geschlagen."

Die wahre Begebenheit hinter "Verónica"

Disclaimer: Wer den Film gesehen hat und ihn nicht so mega gruselig fand, kann hier weiterlesen. Keine Sorge, es wird gruselig. Wer sich schon beim Film in die Hose gemacht hat, der sollte jetzt dringend irgendwas anderes machen. Teletubbies gucken vielleicht oder die Katze streicheln.

Die Handlung von "Verónica: Spiel mit dem Teufel"basiert auf einem der rätselhaftesten Todesfälle Spaniens. Im August 1991 starb die 18-jährige Estefania Gutierrez Lazaro – sechs Monate, nachdem sie und ihre Freundinnen eine Ouija-Séance (bei Normalsterblichen auch gern Gläserrücken genannt) abgehalten hatten, bei der sie mit dem kürzlich verstorbenen Freund eines der Mädchen hatten kommunizieren wollen. Die Sitzung wurde von einem Lehrer unterbrochen. Estefanias schwer katholische Eltern sagten später aus, sowohl die Freundinnen als auch der Lehrer hätten gesehen, wie ein wirbelnder Rauch in Nase und Mund der Schülerin eindrang.

Wenig später soll die junge Frau begonnen haben, sich seltsam zu benehmen und unter Halluzinationen und Krampfanfällen gelitten haben. Laut den Eltern wurde sie immer wieder plötzlich sehr aggressiv und soll ihre kleinen Brüder angeknurrt und angebellt haben. Außerdem habe sie berichtet, dass nachts schattenartige Gestalten an ihrem Schlafzimmer vorbeiliefen.Trotz mehrfacher Untersuchungen konnte kein Arzt feststellen, woran Estefania litt. Im August wurde sie schließlich wegen immer häufiger werdenden Krampfanfällen in ein Krankenhaus in Madrid eingewiesen, wo sie wenige Zeit später starb. Laut ihrer medizinischen Akten wurde keine Todesursache angegeben. Der Fall wird als "unerklärlich" geführt.

Na, alle Hosen noch trocken?

Doch damit war die Tortur der Familie noch lange nicht beendet. Nach dem plötzlichen Tod der Tochter begannen ihre Eltern, seltsame Vorkommnisse in ihrer Wohnung zu bemerken. Elektrische Gegenstände schalteten sich wie von selbst ein und wieder aus, Türen schlugen ohne Vorwarnung zu und ein Foto ihrer Tochter ging einfach so in Flammen auf.Am Morgen des 27. November 1992 bemerkte Estefanias Mutter eine Last auf ihrer Brust. Auch berichtete sie, jemand habe nach ihrer Hand und ihrem Fuß gegriffen. Die Familie rief die Polizei – und jetzt wird es richtig seltsam. In einer Fragerunde während des internationalen Filmfestivals in Toronto sagte "Verónica"-Regisseur Paco Plaza: "Es gibt einen einfachen Grund, weshalb diese Geschichte in Spanien so bekannt ist: Es ist das einzige Mal, dass ein Polizeibeamter zu Protokoll gegeben hat, etwas Paranormales gesehen zu haben." In einem Interview zum 20-jährigen Jubiläum des "Vallecas"-Falls, benannt nach der Gegend, in der er sich zutrug, beschrieb der zuständige Polizeiinspektor Jose Pedro Negri noch einmal, was er damals bereits in seinen Bericht geschrieben hatte: Er sei zunächst skeptisch gewesen, als er die auf dem Bürgersteig vor dem Haus kauernde Familie angetroffen habe. Sie hätten von fliegenden Möbeln und umgekippten Bildern erzählt. Dennoch habe er die Familie in die Wohnung begleitet: "Was sollte ich anderes tun? Ich war zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr alleine, zwei weitere Polizeiwagen waren vorgefahren, weshalb wir uns zu sechst gemeinsam mit der Familie in die Wohnung begaben." Als er die verwüstete Wohnung betrat, hätten sich seine Nackenhaare aufgestellt, so Negri: "Auch wenn natürlich die Möglichkeit bestand, dass sie die Räume selbst verwüstet hatten."

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Hier ein Fernsehbericht über den Fall von 1992

Doch da die Vorkommnisse laut der Familie meist auftraten, wenn der Raum dunkel und ruhig war, habe er die Lichter ausschalten lassen: "Da standen wir also in diesem winzigen Wohnzimmer, wir alle und die Familie. Und auf einmal knallt eine Tür in einer Kommode immer und immer wieder zu. BANG! Es war furchtbar." Er habe sofort nach einer Erklärung gesucht – und keine gefunden: "Das war der Moment, in dem vier meiner Kollegen baten, die Wohnung verlassen zu dürfen."

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Einmaliges Erlebnis Zelten im Horror-Camp aus dem Film "Freitag, der 13."

Das Poster wies drei große Kratzer auf, so als habe jemand mit Krallen es aufgeschlitzt.

"Wir gingen ins Schlafzimmer", berichtete Negri weiter. "Auf einmal hörte ich einen fürchterlichen Schrei, der von einem kleinen Balkon zu kommen schien. Ich rannte raus, doch da war nichts. Es war halb drei Uhr morgens und das Geräusch war einfach fürchterlich." Doch als er das Zimmer wieder betreten habe, sei ihm erst recht mulmig geworden. "Als ich das Schlafzimmer kurz zuvor betreten hatte, war mir ein großes Kreuz an der Wand aufgefallen und ein kleineres, das daran hing. Außerdem war da ein Poster. Doch als ich nach wenigen Sekunden vom Balkon zurückkam, war das Kreuz umgedreht, das kleine Kreuz lag auf dem Boden und das Poster wies drei große Kratzer auf, so als habe jemand mit Krallen es aufgeschlitzt."

Völlig verstört von der Ereignissen zog die Familie des verstorbenen Mädchens schließlich in eine andere Wohnung. Ein Bild des Polizeiberichts wird zu Beginn des Films eingeblendet und verweist darauf, dass "Verónica" auf den Ereignissen in Madrid Anfang der 90er beruht. Allerdings handelt es sich keinesfalls um eine realitätsgetreue Darstellung des Falls. Regisseur Paco Plaza stellt während der Fragerunde in Toronto klar: "Man muss nur die verschiedenen Zeitungen lesen, um zu wissen, wie sehr eine Geschichte davon abhängt, wer sie erzählt. Also war es klar, dass wir so oder so niemals die ganze Wahrheit würden erzählen können."

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal im März 2018 bei NEON. Aufgrund von Halloween haben wir ihn für euch – leicht abgeändert – noch einmal aus dem Archiv gekramt.

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